Freitag, 24. September 2010

Alice Springs

Im letzten Eintrag kurz erwähnt, hier jetzt ein bisschen mehr...
Kaum eine Stunde dauert der Flug vom Conellan Airport nahe dem Ayers Rock zum 450 km nordwestlich gelegenen Flughafen Alice Springs. Zufällig erhalte ich einen Platz neben dem winzigen Kabinenfenster und kann dadurch die seit der Eiszeit von Menschenhand kaum veränderte, rotsandige Wüstenlandschaft flüchtig überblicken. Diese riesige, fast menschenleere Steppe, in der es selten regnet, wird zum Erlebnis besonderer Art.
Beim Schreiben dieses Textes erinnere ich mich an eine frühere Busreise auf der inzwischen gut ausgebauten Landstraße zwischen Alice Springs und Ayers Rock. Über sechs Stunden erlebten wir vom Bus aus — in Australien »Coach« genannt — mit einem bestens informierten Fahrer — hier »Captain« genannt, die endlose Einsamkeit einer von Menschenhand kaum veränderten Natur. Einen längeren Halt gibt es auf der Virginia Camel Farm, wo jeder ein Lunchpaket als Ersatz für das Mittagessen empfängt. Außerdem stehen Kamele für einen kurzen Wüstenritt bereit. Diese Tiere wurden im 19. Jahrhundert aus dem heutigen Pakistan als notwendiges Transportmittel importiert. Eisenbahn und Lastwagen machten deren Dienste inzwischen überflüssig. Die Besitzer schenkten ihnen daher die Freiheit, weil die Haltung der unbrauchbar gewordenen Tiere zu kostspielig wurde. 6000 waren es Anfang unseres Jahrhunderts. Heute sollen über 20 000 wilde Kamele im riesigen Wüstengebiet leben. Interessant für uns war, vom Farmer zu erfahren, daß seit einiger Zeit die Kamele wieder einge fangen und zugeritten werden, um später in arabische Länder zur Blutsauffri schung exportiert zu werden.
1986 hatte ich mit meinen Berliner Freunden das unerwartete Glück, auf dem Flug hafen von Alice Springs das deutschsprechende Ehepaar Maria und Rey Brandt — er deutscher Einwanderer, sie Kuba — kennenzulernen. Obwohl im Raum Adelaide lebend, kannten sie das weit entfernte Alice Springs gut. Nach einem kurzen Gespräch luden sie uns zu einer Stadtbesichtigung und zu einer Wagenfahrt in die nähere Umgebung ein. Das vorbestellte Auto stand auf dem Parkplatz vor dem Flughafen bereit. An diesem Tag haben wir nicht nur den Ort und interessante Plätze in der Umgebung besucht, sondern auch wichtige Einzelheiten über das au stralische Alltagsleben, über das Schicksal deutschstämmiger Einwohner, über das Auskommen mit den Aborigines sowie über die gegenwärtige wirtschaftliche und politische Situation erfahren.

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